Autofahren ohne das Handy am Steuer zu zücken ist für einen Werner kaum vorstellbar. Nahezu täglich filmt er seine Fahrt und veröffentlicht die Straftat im Internet. Für Leute wie ihn gibt es in den Niederlanden ein ganz neues Mittel: einen Handy-Blitzer.
Wer zu schnell ist, wird geblitzt. Doch seit dem 1. Oktober lösen Blitzer als Teil eines Pilotprojekts in den Niederlanden auch aus, wenn sie Fahrer mit Handy, Tablet oder anderen Elektronikgeräten in der Hand erkennen.
Vanaf 1 oktober zet de politie slimme camera’s in tegen afleiding in het verkeer. Wie belt of apt achter het stuur kan hiermee bekeurd worden op kenteken. Inzet van kunstmatige intelligentie helpt de camera met het herkennen van afleiding. https://t.co/s5JjYoWcun pic.twitter.com/Knq6y8hwUd
— Politie Nederland (@Politie) September 30, 2019
Eine künstliche Intelligenz habe der Kamera beigebracht, Autofahrer zu erkennen, die während der Fahrt ein mobiles elektronisches Gerät in der Hand halten, heißt es in einer Mitteilung der niederländischen Polizei. Fällt dem cleveren Blitzer so etwas auf, löst er aus und knipst Fahrer und Nummernschild.
Ob es tatsächlich ein Smartphone in der Hand war, werten anschließend Polizisten aus, die das Bild sichten. Klingt doch alles super, oder etwa nicht? Tatsächlich gibt es einen großen Haken.
Ohne Beweisfoto vom Handy-Sünder keine Strafe
Wie der ADAC berichtet, verzichtet die niederländische Polizei aus datenschutzrechtlichen Gründen auf eine Gesichtserkennung. Doch generell sei diese Technik noch nicht ausgereift: bei einem Testlauf Anfang 2019 in den USA sei aufgrund der hohen Geschwindigkeit kein Gesicht erkennbar gewesen. Und ohne Beweisfoto vom Sünder keine Chance auf eine Bestrafung in Deutschland.
„In Deutschland haben wir keine Halterhaftung bei derartigen Verstößen“, erklärt ADAC Juristin Kristina Benecke. „Um ein Bußgeld verhängen zu können, muss daher der Fahrer ermittelt werden können, was in diesem Fall wohl nicht möglich wäre.“ Noch ist der Handy-Blitzer also nicht reif für Deutschland.
Kreispolizei Unna zum Handy-Blitzer aus den Niederlanden
Doch bestünde für den Standort Werne nach den jüngsten Ereignissen generelles Interesse? „Wir nehmen keine Bewertungen von Verfahren andere Behörden vor“, sagt Christian Stein von der Pressestelle der Kreispolizeibehörde Unna.
„Wir nutzen die uns zur Verfügung stehenden Mittel“, sagt Stein. Bedeutet: Autofahrer werden geblitzt, wenn sie zu schnell sind. Ist auf dem Foto auch sichtbar, dass der Sünder ein Smartphone oder Ähnliches bedient, muss er dafür zahlen.
„Multimediageräte am Steuer sind ein ganz großes Problem“, sagte Bernd Pentrop, Polizeihauptkommissar der Kreispolizeibehörde Unna, schon zuletzt. Das zu bekämpfen, sei einer der aktuellen Schwerpunkte.
Telefonieren am Steuer oder der Blick auf Nachrichten genügen, um eine Straftat zu begehen. Und das kostet. Ein Punkt in Flensburg und 100 Euro Strafe kommen auf den Übeltäter zu. Kommen eine Gefährdung und ein Unfall obendrauf, sind es sogar zwei Punkte, 200 Euro Strafe und ein Monat Fahrverbot.
Lebt und arbeitet gerne digital - egal, ob mit Texten, Fotos oder Videos. Hat in Essen Literatur und Medienpraxis studiert, arbeitet seit 2014 bei den Ruhr Nachrichten und ist seit 2018 als Redakteur in Werne tätig.
