Inhaftierter Apotheker lieferte auch nach Dorsten
Skandal um Krebsmedikamente
Die onkologische Gemeinschaftspraxis Dr. Pott und Tagesklinik für krebskranke Menschen in Dorsten ist von dem in Untersuchungshaft sitzenden Bottroper Apotheker mit Arzneimittel-Zubereitungen für die Behandlung von Patienten beliefert worden.

Eine Bottroper Apotheke soll gepanschte, gestreckte Krebsmedikamente an Krankenhäuser und Arztpraxen geliefert haben.
Das bestätigt die Onkologiepraxis, die auch in Bottrop niedergelassen ist, auf eine Fax-Anfrage der Dorstener Zeitung am Montagabend. Der Bottroper Apotheker wurde festgenommen, weil er verdächtigt wird, Krebsimmuntherapeutika „nicht fachgerecht und vermutlich gestreckt“, wie die Stadtverwaltung Bottrop in einer offiziellen Stellungnahme bekannt gibt, produziert zu haben.
Am Dienstagmorgen wollte Dr. Dirk Pott unsere konkrete Nachfrage nicht beantworten, wie viele seiner Patienten aus Dorsten und Umgebung davon betroffen sein könnten. Eine Mitarbeiterin sagte aber am Telefon: „Wir haben seit Montag unsere Teams in Bottrop und Dorsten verdoppelt, weil wir zahlreiche Anrufe von Patienten und ihren Angehörigen nach der Medienberichterstattung am Wochenende bekommen haben. Zum jetzigen Zeitpunkt geben wir keine weiteren Auskünfte und verweisen auf die bereits veröffentlichten Informationen.“
Fax-Antwort des Praxisteams
In der Fax-Antwort auf Nachfrage der Dorstener Zeitung schreibt das Ärzteteam: „Wir sind uns im Interesse unserer Patienten sicher einig, dass Verdachtsmomente gegen den betroffenen Apotheker von der Staatsanwaltschaft Essen möglichst kurzfristig und lückenlos aufgeklärt werden müssen.m Wenn auch nur für einen unserer Patienten bewusst eine nicht fachgerecht hergestellte Arzneimittel-Zubereitung geliefert worden sein sollte, wäre das für uns als behandelnde Ärzte ein bislang unvorstellbarer Vorgang. Es ist nach unserem Verständnis aber Aufgabe des laufenden staatsanwaltlichen Ermittlungsverfahrens, zunächst die entsprechenden Feststellungen zu treffen.“
Seit dieser Woche und bis zur Klärung der Vorwürfe würden die Patienten „durch eine andere Apotheke mit parenteralen Zytostatika und Biologika versorgt“.
Durch eine Hotline in Bottrop (02041) 70 44 88 kann geholfen werden zu klären, ob die behandelnden Ärzte oder Krankenhäuser von dem Apotheker beliefert worden sind.
Nach staatsanwaltlichen Erkenntnissen könnten folgende Wirkstoffe bei den in Bottrop zubereiteten Zytostatika eine Rolle spielen: Das Mittel Nivolumab (handeslname Opdivo), Denosumab (Handeslname Xgeva bzw. Prolia), Ramuciromab (Handelsname Cyramza), Nab-Paclitaxel (Handelsname Abraxane) und Bevacizumab (Handelsname Avastin).