Seit Sonntag (29.9.) ist es kalt und feucht in der Wohnung von Melanie Förster, in der Leipziger 21 in Deininghausen. Mit Handtüchern und Behältern versucht die dreifache alleinerziehende Mutter zu verhindern, dass die Wohnung unter Wasser steht. Und das, obwohl sie in der zweiten Etage lebt.
Durch Bauarbeiten an der Fassade haben die Wände der Wohnung lange Risse bekommen, mitunter vom Boden bis zur Decke. Ein etwa fünf Zentimeter langer Dübel ragt sogar in die Wohnung, weil ein Loch in die Außenwand gebohrt wurde. Er befindet sich im Winkel zwischen Wand und Decke. Ein verstörender Anblick in einem Kinderzimmer.

Optisch beeindruckend, aber zum Wohnen sehr ungemütlich: Ein Dübel schaut zentimetertief aus der Wand. © Said Rezek
Betroffen sind die Räume der 12- und 14-jährigen Kinder sowie das Schlafzimmer, in dem die alleinerziehende Mutter mit ihrem 14 Monate alten Kleinkind schläft. „Seit acht Jahren wohne ich hier, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagt die Mutter sichtlich genervt.
Lange Klamotten obwohl die Heizung heiß ist
Sie und ihre Kinder tragen aufgrund der Kälte lange Kleidung und dicke Socken. Und das, obwohl Förster die Heizung auf die höchste Stufe gestellt hat, um für etwas Wärme zu sorgen und Schimmelbildung zu vermeiden. Sobald es trocken ist, reißt sie außerdem die Fenster auf.
Seit Sommer dieses Jahres werden laut Förster bereits Modernisierungsarbeiten in dem Vonovia-Gebäudekomplex durchgeführt. „Mit dem störenden Lärm muss man leben, aber die Beschädigungen und die Folgen sind heftig.“
Die Hausratversicherung zahlt nicht
Die Tapeten in der Nähe der Fenster sind feucht und müssen wahrscheinlich gewechselt werden. Im Schlafzimmer ist die Decke nass und es hat sich teilweise die Wandfarbe gelöst. „Ich hatte es mir in der Wohnung gerade schön gemacht und jetzt das“, sagt Förster enttäuscht.
Die Hausratversicherung komme für die Kosten nicht auf, weil die Schäden nicht selbstverschuldet sind. Ob Vonovia für die Schäden haftet, habe man ihr telefonisch nicht beantwortet.
Auf unsere Nachfrage teilte uns Vonovia-Sprecher Matthias Wulff mit: „Wenn durch unsere Arbeiten Schäden am Mietereigentum entstanden sind, dann ersetzen beziehungsweise entschädigen wir diese natürlich.“
Plötzlich standen die Handwerker in der Wohnung
Die alleinerziehende Mutter habe sich bereits mehrfach bei Vonovia gemeldet, aber geändert habe sich nichts. Ursprünglich sollten die unzähligen undichten Stellen an den Wänden erst bei der nächsten Trockenphase abgedichtet werden, habe ihr eine Vonovia-Mitarbeiterin telefonisch mitgeteilt.
Ein Bauleiter habe sich schon für Montag angekündigt, sei aber nicht erschienen. So erging es laut Förster auch mindestens sechs anderen Mietern, die ähnliche Probleme haben wie sie.
Doch wenige Stunden nachdem wir am Dienstag (1.10.) Vonovia mit den Zuständen in Försters Wohnung konfrontiert hatten, kam Bewegung in die Sache.
Am Nachmittag meldete sich Melanie Förster telefonisch in der Redaktion: Plötzlich hätten Handwerker in ihrer Wohnung gestanden, die die Spalten mit Dachpappe geschlossen haben. Außerdem sei die Stelle mit dem fünf Zentimeter langem Dübel mit Beton abgedichtet worden.
Melanie Förster konnte ihr Glück kaum fassen. Ihr leicht ironischer Kommentar am Telefon: „Ich scheine bei Vonovia auf einmal gefragt zu sein.“
Said Rezek ist Volontär bei den Ruhr Nachrichten. Hier schreibt er über alles und jeden. Vorher war er als freier Journalist unter anderem für die WAZ und bei der taz tätig. Dort hat er vor allem über Medien und Migration berichtet.
